12. Zürcher Traumatage
Trauma und Sucht

Daten

Datum: 17. – 19. September 2020
Uhrzeit: jeweils 10:00–17:30 Uhr
Leitung: Dr. Peter A. Levine (USA)
Prof. Dr. Gerald Hüther (DE)
Sprache: Englisch mit Übersetzung ins Deutsche
Deutsch / Englisch mit Übersetzung in beide Sprachen 
Kosten: CHF 830.00

Tagespässe: 300 CHF

Kursort: Zürich

Kronensaal beim Zehntenhausplatz in Zürich Affoltern


Hilfestellungen für Selbstentwicklung und Selbstheilung nach schwierigen Erfahrungen

1.Tag:
Dr. PETER A. LEVINE
Die Überwindung von Scham und die Wiederentdeckung der eigene Würde


Chronische Scham ist eine hoch zerstörerische Emotion, die Menschen oft über lange, lange Zeit erleben. Sie ist vergleichbar mit einem Krebsgeschwür. Zuerst gibt es einen "Tumor" - vielleicht kommt er anfangs von einer schweren Schelte durch einen Elternteil oder eine Lehrperson, zusammen mit einem Kontaktabbruch und einem Vertrauensverlust. Der beschämte Teil "metastasiert", breitet sich aus, befällt den gesamten Organismus, lässt den Körper kollabieren, verunreinigt den Geist und untergräbt unser grundlegendes Gefühl des Wohlbefindens und unserer Würde.

Diese lange getragene toxische Scham ist mit einer ganz bestimmten Körperhaltung und einem entsprechenden autonomen Muster verbunden. Es ist ein Muster, das jenen bei erlebten Traumata ähnlich ist - einschliesslich Zuständen von Über- und Unter-Erregung, sowie Abspaltung und Vereinsamung. Die entgegengesetzte Körpererfahrung von Scham ist die direkte Erfahrung der somatischen/autonomen Haltung von Würde und Stolz. Es ist physiologisch gesehen unmöglich, Scham lange in sich zu halten, wenn wir als Menschen ein verwurzeltes und verkörpertes Gefühl der inneren Würde (und auch des Stolzes) in uns tragen. Wenn wir diese dynamische Beziehung im Rahmen einer therapeutischen Allianz nutzen, kann Scham in ein Kerngefühl von Selbstachtung und Mitgefühl für sich selbst verwandelt werden. Dieser integrative Prozess ist wesentlich für die Förderung der allgemeinen Gesundheit und eines sich neu bildenden Gefühls der Würde und des Selbst-Seins. 


2.Tag:
Prof. Dr. GERALD HÜTHER
Die Entfaltung der in uns angelegten Potentiale

Von der Verwicklung zu Entwicklung:
Potentialentfaltung durch die Reorganisation gebahnter Muster im Gehirn

Die anfänglich im menschlichen Gehirn herausgebildeten neuronalen Verknüpfungsmöglichkeiten strukturieren sich nach der Geburt anhand der Erfahrungen, die mit den jeweiligen Beziehungspersonen gemacht werden. Zwangsläufig kommt es dabei zu Verwicklungen zwischen eigenen Anlagen und den vorgefundenen, von Erwachsenen bestimmten Beziehungsmustern. Diese mehr oder weniger stark ausgeprägten Verwicklungen verhindern die Entfaltung der in einer Person angelegten Potenziale. Deshalb ist Entwicklung, also die Herauslösung aus den jeweils entstandenen Verwicklungen, die entscheidende Voraussetzung dafür, dass dieser Entfaltungsprozess wieder in Gang kommt.

Eine solche Entwicklung müsste von der betreffenden Person aktiv angestrebt, also selbst gewollt werden. Mit dem Ziel „to reconnect the disconnected“ ist dazu eine Reaktivierung dieser gehemmten und damit abgespaltenen Anteile über die jeweiligen neuronalen Netzwerke erforderlich. Die betreffende Person müsste also in sich das wiederentdecken, was sie im Verlauf ihrer Sozialisation unterdrückt hat (z.B. Lebensfreude, Lernlust , Gestaltungswille). Standardisierte Therapieverfahren eignen sich dafür nicht. Der entscheidende Impuls für einen derartigen Entwicklungsprozess ist die tiefe Berührung mit den eigenen abgespaltenen Anteilen.


3.Tag:
Prof. Dr. med. GERALD HÜTHER
Die heilende Kraft der Liebe


Jeder Mensch bringt aus seinen vorgeburtlichen Erfahrungen zwei Grundbedürfnisse mit auf die Welt, die seinen gesamten Lebensweg bestimmen: das Bedürfnis nach Verbundenheit einerseits und das nach Autonomie andererseits.

In einer sich durch unser eigenes Handeln ständig verändernden Lebenswelt können wir nur dann gesund bleiben, wenn wir als erkenntnisfähige Menschen bereit sind, uns selbst auch ständig mit zu verändern. In der Lage dazu wären wir schon. Jedenfalls haben wir ein Gehirn, das uns dazu befähigt.
Was uns krank macht, sind nicht die psychischen Belastungen, die körperlichen Abnutzungserscheinungen oder die vielen Krankheitserreger, die überall umherschwirren. Krank werden wir deshalb, weil wir unser Leben nach Vorstellungen gestalten, die uns krank machen. Um gesund zu bleiben, müssten wir uns also von diesen Vorstellungen befreien. Dazu werden wir allerdings erst dann imstande sein, wenn wir etwas finden (oder wiederfinden), das für uns bedeutend wichtiger und anziehender ist als all die bisher verfolgten, verwickelten und krankmachenden Vorstellungen.

Glücklicherweise gibt es aber etwas, das uns zwangsläufig, also ganz von allein, aus all diesen Verwicklungen befreit und in eine Ent-Wicklung führt. Jedenfalls dann, wenn wir es in uns selbst finden oder besser: wiederfinden oder vielleicht auch einfach nur zulassen. Dieses universelle Heilmittel hat einen Namen: Es ist die Liebe.

Aber bevor sie mit einem verklärtem Blick in Ihrem Seminarsessel versinken: Diese Liebe, die hier gemeint ist, hat nichts mit dem zu tun, was die meisten Menschen dafür halten.


"Kein Mensch kann die in ihm angelegten Potenziale entfalten, wenn er in seiner Würde von anderen verletzt wird oder er gar selbst seine eigene Würde verletzt." (Gerald Hüther)

Dr. Peter A. Levine

Peter A. Levine, Ph.D., ist der Entwickler von Somatic Experiencing® (SE™), einem naturalistischen und neurobiologischen Ansatz zur Traumaheilung, den er in den letzten 50 Jahren entwickelt hat. Er hat einen Doktortitel in Biophysik von der UC Berkeley und einen Doktortitel in Psychologie von der International University. Er ist Gründer und Präsident des Ergos Institute of Somatic Education …

Prof. Dr. Gerald Hüther

Gerald Hüther ist Biologe und war als Professor für Neurobiologie in Forschung und Lehre an der Universität Göttingen tätig. Als Sachbuchautor und mit seinen Beiträgen in den Medien ist er zu einem bekannten Verbreiter neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in der Öffentlichkeit geworden. Er ist Vorstand der Akademie für …

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